Endlich wieder ins Büro – oder etwa nicht?

 

Wir haben in den letzten Monaten immer wieder in unserem Beratungsalltag erlebt, dass viele Mitarbeitende gerne im Homeoffice arbeiten und dort auch bleiben würden. Andere hingegen kommen lieber ins Büro, weil sie sich zum Beispiel zuhause schlechter konzentrieren können und den Austausch mit den Kolleg*innen vermissen.

Mit der Frage „Alle ins Büro zurück – oder nicht?“ beschäftigen sich daher aktuell viele Unternehmensleitungen und Führungskräfte. Wir möchten Sie in diesem Newsletter darüber informieren, welche Befürchtungen Führungskräfte beim Thema „Arbeiten im Homeoffice“ haben, welche Fehler bei der Umsetzung einer Remote-Kultur entstehen und wie Führungskräfte ihre Mitarbeitenden besser unterstützen können.

 

Homeoffice – Büro oder hybrid

Die meisten Unternehmen, die sich Gedanken über die Zeit nach der Pandemie machen, wählen zwischen drei Optionen: Sie rufen alle wieder zurück ins Büro, entwickeln ein Hybrid-Modell oder stellen noch stärker ausgebaute mobile Arbeitsplätze zur Verfügung. Fakt ist, dass das Homeoffice kein kurzfristiges Phänomen ist und Arbeitgebende sich überlegen müssen, wie sie mit der Situation umgehen wollen und nachhaltig für ein Zusammengehörigkeitsgefühl und eine gute Unternehmenskultur sorgen.

 

Kontrollverlustangst und warum paradoxe Führung wichtig ist

Eine der wahrscheinlich prominentesten Ängste ist die Kontrollverlustangst. Da, wo man nicht auf Erfahrungen zurückgreifen kann und das Bild der Zukunft nicht klar ist, haben Menschen Angst die Kontrolle zur verlieren. Mitten in dieser Veränderung fühlt sich alles unsicher und diffus an. Die neue Arbeitssituation ist auch eine kulturelle Transformation, die einen hierarchischen Führungsstil in Frage stellt und strikt getrennte Abteilungen auflöst. Die Führungskraft hat ihre Mitarbeitenden im Homeoffice auch nicht vor Augen. Da, wo die Leitung physisch nicht immer präsent ist, fallen dann Entscheidungen innerhalb von Teams und die Führungskraft ist nicht in jeden Prozess involviert. Das bedeutet, die Führungskraft muss auch loslassen können.

Dass Kontrolle abgeben auch funktioniert, das haben viele Führungskräfte in den letzten Monaten gelernt. In vielen Situationen geht es nicht um ein entweder -oder. Diese Strategie noch anzuwenden, ist ein Fehler. Sie hat ausgedient. In einer immer komplexer werdenden und unbeständigeren Welt sind Ziele oft widersprüchlich. Es existieren oft mehrere Wahrheiten nebeneinander, also weg vom „Entweder – Oder“ hin zum „Sowohl als auch“.

 

Nähe und Distanz und das mutige Vertrauen

Im Homeoffice benötigen Mitarbeitende Nähe, aber auch Entscheidungsfreiraum. Die Führungskraft muss fähig sein, mit diesem Paradox umzugehen. Ihre Aufgabe ist es, auf der einen Seite Richtung oder Orientierung zu geben, aber auch den Mitarbeitenden die Freiheit zu ermöglichen, Entscheidungen selber zu treffen, sich zu beteiligen und einzubringen. Dafür braucht es auch ein gewisses Maß an Vertrauen. Und um vertrauen zu können, braucht es Mut, also Mut in etwas zu vertrauen, was bisher nicht bekannt war.

 

Innerer Kompass und äußere Orientierung

Auf diesem Weg können die eigenen Werte ein Kompass sein, über die sich die Führungskraft bewusst sein sollte. Führen bedeutet auch, innerlich klar zu sein. Zu wissen, wer man ist, was einen motiviert und was man braucht, um gut führen zu können. Mit dem Bewusstsein über die eigenen Werte, kann der Weg leichter beschritten werden, denn dann ist Angst ist noch ein Wegbegleiter, die hilft, auf dem richtigen Pfad zu bleiben und keine Mauer mehr, an der man sich festklammert. Bei einer immer mehr abnehmenden Vorhersehbarkeit ist genau das wichtig:

 

  • sich Schritt für Schritt voran zu wagen,
  • ergebnisoffen und ergebnisorientiert zu sein und
  • gleichzeitig eine klare Erwartungshaltung zu formulieren,
  • den Mitarbeitenden helfen, sich besser selbst zu organisieren,
  • sowie Regeln, Normen und Information zur Orientierung mitzugeben.

Quellen:

Seitz, A. (2020). Durch die Krise führen: Die transformative Kraft einer Pandemie. Wiesbaden: Springer Gabler. doi: 10.1007/978-3-658-31025-7

Gerhardt, C. (2020). Zeitlose Elemente der Führung: Psychologisch sicher führen im Wandel. Wiesbaden: Springer.

 

Theresa Gorzalka
Betriebliches Gesundheitsmanagement
(M.A.)
Systemischer Coach für Achtsamkeit
und kreative Prozessbegleitung
Mobil: 01579 – 235 63 12
theresa.gorzalka@diebildungspartner.de

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